Der gute Räuber: Rob Roy MacGregor
Wenn Sie aus dem Norden auf der Straße nach Stirling anreisen, haben Sie die Möglichkeit, dem Grab von Rob Roy MacGregor, dem „schottischen Robin Hood“, die Ehre zu erweisen.

Das Grab befindet sich auf dem Friedhof der Pfarrkirche von Balquhidder, in der Nähe von Callander. Es ist mit dem Auto über die A84 bis Lochearnhead und anschließend über eine Abzweigung nach Balquhidder erreichbar. Der Zugang ist kostenlos und jederzeit möglich; ein kleiner Parkplatz ist vorhanden. Neben dem Grab befinden sich die Ruinen der mittelalterlichen Kirche sowie herrliche Panoramawege in Richtung Loch Voil und Creag an Tuirc.

Wenn Sie die Hauptstraße bei Balquhidder verlassen, finden Sie auch ein wunderschönes Souvenir- und Antiquitätengeschäft sowie ein ruhiges Motel mit Restaurant.
Das Leben von Rob MacGregor
Rob Roy MacGregor wurde 1671 zwischen den wilden Bergen der Highlands geboren, in einer Landschaft, die ihn ebenso berühmt machen sollte wie seine Taten.
Sein Spitzname „Roy“ stammte von der leuchtend roten Farbe seiner Haare, ein Markenzeichen, das ihn sein ganzes Leben lang begleitete.
In seiner Jugend wurde er als Viehzüchter und -händler im Loch-Lomond-Gebiet bekannt, doch das Schicksal nahm bald eine andere Wendung.
Ein missglücktes Geschäft mit dem mächtigen Herzog von Montrose brachte ihn an den Rand des Ruins.
Des Hochverrats angeklagt, verfolgt von Gläubigern und Rivalen, wurde Rob Roy ein Gesetzloser: Er organisierte Viehdiebstähle und bot den Bauern Schutz an – ein Schutz, der oft bedeutete, sie vor seinen eigenen Überfällen zu retten.

Sein Leben war eng verbunden mit den Jakobitenaufständen, den Versuchen, die Stuart-Dynastie auf den Thron zurückzubringen.
Er kämpfte in der Schlacht von Killiecrankie 1689 und nahm, auf subtilere Weise, an der Rebellion von 1715 teil, wobei er stets eine Ambivalenz bewahrte, die es ihm ermöglichte, in Zeiten großer Instabilität zu überleben.
1719, in Glen Shiel, wurde er verwundet, doch selbst damals schaffte er es, lebend und frei zurückzukehren.
Die Behörden verfolgten ihn über Jahre hinweg.
Er wurde gefangen genommen, eingesperrt und sogar zur Deportation verurteilt, doch eine königliche Gnade im Jahr 1727 brachte ihn in die Freiheit zurück.
Die letzten Jahre verbrachte er in Balquhidder, wo er 1734 starb, bereits von einer Legende umhüllt.
Zu seinen Lebzeiten war sein Name bereits zu einem Mythos geworden: Ein 1723 erschienenes Buch, The Highland Rogue, das vermutlich von Daniel Defoe geschrieben wurde, stellte ihn als einen rebellischen Helden dar.
Ein Jahrhundert später prägte Sir Walter Scott sein Bild in seinem Roman Rob Roy, der ihn zum „Schottischen Robin Hood“ machte – Verteidiger der Armen und Symbol des Widerstands der Highlands.
Sogar der Dichter William Wordsworth hielt vor seinem Grab an und widmete ihm feierliche Verse.
Doch die Legende erzählt nicht alles.
Heute erinnern Historiker und Schriftsteller daran, dass Rob Roy nicht nur ein romantischer Held war, sondern auch ein Mann, der zu Täuschungen und Erpressungen fähig war – ein Opportunist, der geschickt seine eigene Image pflegte.
Für einige war er ein Patriot und ein gerechter Rächer; für andere ein Betrüger und skrupelloser Bandit.
Vielleicht liegt seine wahre Größe genau hier: an der schmalen Grenze zwischen Mythos und Realität, zwischen Gesetzlosigkeit und Paladin, zwischen Geschichte und Legende.
Und genau das macht sein Grab in Balquhidder heute noch zu einem Pilgerziel, wo der Besucher nicht nur einen Grabstein findet, sondern das Echo eines Mannes, der zum unsterblichen Symbol der schottischen Highlands wurde.